Im täglichen Kampf des Immunsystems mit Viren, Bakterien und Pilzen aus der Um- und Inwelt und insbesondere in der Konfrontation mit dem Corona-Virus wäre es für die Gesundheit enorm wichtig, unsere Körperabwehr funktionstüchtig und abwehrbereit zu halten. Das bedeutet, den Stoffwechsel zu optimieren, vermeidbare Belastungen bewusst zu meiden und vorhandene Belastungen so weit wie möglich zu eliminieren.
Gesundheitliche Belastungen aus zahnmedizinischen Behandlungen werden in diesem Zusammenhang immer noch sehr unterschätzt und sind leider nur wenigen bekannt. Der Kürze willen wird hier eine Auflistung, ohne tieferen Einstieg in die Themen, vorgenommen. Umfassenderes Wissen zu den einzelnen Punkten kann auf Anfrage gerne vermittelt werden.
Jeder nervtote Zahn ist für das Immunsystem eine Mehrfachbelastung. Das hängt zum Einen mit der Anatomie des Wurzelkanalsystems zusammen, zum Andern mit der bakteriellen Belastung aus den infizierten Wurzelkanälen.Es liegt immer eine toxische Belastung durch das nekrotisierende Eiweiß aus dem Pulpengewebe und seinen Zerfallsprodukten, eine bakterielle Belastung resistenter Keime in den Wurzelkanälen, eine Werkstoffbelastung durch die Wurzelfüllmaterialien und daraus resultierend eine chronische Entzündung und damit eine Dauerbelastung für das Immunsystem vor.
a) „Parodontose“
Die Parodontitis marginalis ist eine nicht von selbst ausheilbare entzündliche Erkrankung des Zahnfleisches und damit eine Dauerbelastung des Immunsystems.
b) Symptomlose Knochenentzündungen (NICO, FDOK etc.)
Diese Knochen-Nekrosen können prinzipiell in jedem Kieferareal vorkommen. Es handelt sich hierbei um eine osteolytische lokale Entzündung im Kieferknochen ohne die sonst typischen Entzündungszeichen. Immunologisch sind in den Arealen einer chronischen Osteonekrose u. a. die Entzündungsmediatoren RANTES massiv erhöht. Somit ist die chronische Osteolyse eine chronisch-unterschwellige, nicht von selbst ausheilbare Infektion welche „Dauerstress“ für das Immunsystem auslöst und so lokale, systemische und potenzierende Wirkungen hervorrufen kann.
a) Metallische Werkstoffe:
Amalgam:
Quecksilber, der Hauptbestandteil von Amalgam, ist das giftigste nichtradioaktive Element, das im Mund permanent diesen Schadstoff abgibt. Quecksilber ist zudem ein sogenannter „Potenzierungsfaktor“ für Umwelt-Schadstoffe, was bedeutet, dass unter Anwesenheit von Quecksilber andere Schadstoffe in ihrer toxischen Wirkung sich drastisch verschlimmern.
Titan
Neuere wissenschaftliche Studien belegen, dass dieser, insbesondere in der zahnärztlichen Implantologie verwendete Werkstoff im Knochen korrodiert. Korrodiertes Titan kann immunologisch ungünstige Prozesse in Gang setzen.
Andere Metalle im Mund
Es gibt prinzipiell kein Metall, das im Mund absolut zersetzungsfrei (korrosionsstabil) ist. Die Abgabe von Metall-Ionen im Mund ist dabei unterschiedlich und hängt vor allem vom Milieu des Mundes und von der Zusammensetzung der Dental-Legierung ab. Metallischer Zahnersatz ist somit eine Quelle für metallische Ionen, die bei chronisch Kranken gesundheitliche Auswirkungen haben können.
b) Nichtmetallische Werkstoffe
Kunststoffe
Wissenschaftlich bewiesen ist, dass Kunststoffe neben einer allergenen Komponente auch toxische, mutagene und hormonähnliche Wirkungen haben. Kunststofffüllungen werden darüber hinaus mit dem Zahn durch sog. “Bonder” verklebt, um einen besseren Halt zu erreichen. Auch diese Bonder haben eine Reihe von toxischen Inhaltsstoffen. Potenzierungsfaktor der Kunststoffproblematik ist die potenziell mutagene Komponente des niedermolekularen Kunststoffs TEGDMA und von Aldehyden in vielen Bondern.
Fluoride
Einerseits ist es schulmedizinisch immer noch unstrittig, dass die regelmäßige Zufuhr von Fluorid-Minidosen ein wirksamer Schutz gegen Karies ist. Andererseits sind Fluoride aber schwer abbaubare Umweltgifte mit spezifisch toxischen Wirkungen auf Enzyme, das Immunsystem und die Kollagenbildung.
Zusammengefasst sind die subtoxischen „Nebenwirkungen“ von Fluoriden:
Insbesondere bei chonisch Kranken gilt es, das „Fass der Belastungen“ zu leeren. Das bedeutet: Gesundheits-Belastungen zu erkennen und zu eliminieren. Aufgrund der Multikausalität der Einflüsse müssen daran verschiedene Fachrichtungen mitwirken. Auch die Zahnmedizin kann einen wesentlichen Beitrag dazu leisten.
Umwelt-zahnmedizinische Einflüsse lassen sich in chronisch-entzündliche und chronisch-toxische Einflüsse unterteilen. Die chronisch-entzündlichen Einflüsse lassen sich durch laborspezifische Parameter darstellen, sodass es hier gelingt, wissenschaftliche Beweise darüber zu generieren. Für die chronisch-toxischen Einflüsse gibt es leider keinen wissenschaftlich anerkannten Test, sodass diese, weil nicht messbar, für die evidenzbasierte Zahnmedizin nicht existent sind. Gerade aber diese unterschwelligen und permanenten Einflüsse von Schadstoffen können langfristig sehr nachhaltige gesundheitliche Störungen auslösen. Damit einhergehende Symptome können sehr vielfältig und für die evidenzbasierte Medizin aus Ermangelung von messtechnischen Parametern nicht nachvollziehbar sein.
Dr. Johanna Graf
Vorsitzende des AK Zahnmedizin in der DGUHT