Seit Jahren gibt es Hinweise dafür, dass beim Menschen Luftschadstoffe mit dem Blutkreislauf oder über die Nasenschleimhaut und den Riechnerv in das Gehirn eindringen können. Diese Schadstoffe sind in der Lage die Nervenzellen direkt zu schädigen oder eine Entzündungsreaktion auszulösen mit den Folgen eines Schlaganfalls oder einer Demenzerkrankung. In einer aktuellen Studie wurde der Frage nachgegangen, ob auch eine Assoziation zwischen einer chronischen Luftschadstoffbelastung und einer Depression bestehen könnte (1, 2).
In dieser Publikation wurde untersucht, ob die langfristige Exposition gegenüber Luftverschmutzung (Feinstaubpartikel PM2.5, Stickstoffdioxid, Ozon) mit einem erhöhten Risiko für eine spät einsetzende Depression bei älteren Erwachsenen verbunden ist. In einer landesweiten Medicare-Kohorten-Studie in den USA mit 1 526 690 spät einsetzenden Depressionsfällen wurden statistisch signifikante Zusammenhänge zwischen der langfristigen Exposition gegenüber der Luftverschmutzung und einem erhöhten Risiko für Depressionen nach dem 64. Lebensjahr beobachtet, wobei Klima, Vegetation, sozioökonomische Bedingungen, Gesundheitsversorgung und Urbanität berücksichtigt wurden. Diese Studie legt nahe, dass Luftverschmutzung ein potenzieller Risikofaktor für spät einsetzende Depressionen sein kann. Die Autoren hoffen, dass aufgrund der hohen Prävalenz und der universellen Exposition gegenüber Umweltschadstoffen präventive Maßnahmen wie Luftqualitätsregulierung, Emissionskontrolle und umweltgerechte Planung angewendet werden, um das Krankheitsrisiko zu mindern.
Prof. Dr. med. Hans Schweisfurth
Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats und des
Arbeitskreises Medizin der DGUHT e.V.
Quellen
1. www.aerzteblatt.de/nachrichten/140997/Luftverschmutzung-koennte-Depressionen-im-Alterfoerdern.
2. Qiu X., Shi L., Kubzansky L. D. et al.: Association of long-term exposure to air pollution with latelife depression in older adults in the US.