Immer wieder wird die DGUHT und speziell der Arbeitskreis physikalische Umweltbelastungen auf Elektrosmog-Schutzprodukte angesprochen. Die folgende Stellungnahme soll die Möglichkeiten und Grenzen von sogenannten Elektrosmog-Schutzprodukten aufzeigen.
Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Produktgruppen. Produkte die eine messbare Reduktion der physikalischen Felder beinhalten und Produkte die keine messbare Reduktion der physikalischen Felder aufweisen.
Nur die erstgenannte Gruppe garantiert Ihnen eine Feldreduktion um 20 – 22 dB, was in der Praxis einer Feldreduktion um den Faktor 100 – 200 entspricht. Die folgende Stellungnahme befasst sich heute mit der zweiten Produktgruppe, die keine messbare Reduktion der physikalischen Felder bewirkt!
Bei diesen Produkten handelt es sich um sogenannte Harmonisierungsprodukte! Diesen Produkten wird nachgesagt, dass sie die Wirkung von E-Smog aufheben, ohne dabei die physikalischen Feldeigenschaften zu verändern.
Die mutmaßliche Wirkung dieser Produkte erfolgt oft mit den verschiedensten Beschreibungen. Neben dem meist gebrauchten Begriff Harmonisierung werden Homogenisierung, Neutralisierung, Protektion und andere benützt. Diese Elektrosmog-Schutzprodukte (ESP) werden mit den unterschiedlichsten Formen und Materialien angeboten, als Geräte zum Aufstellen und befestigen, als Anhänger und als Folien zum Aufkleben. Diese Produkte finden Sie im Handel unter folgenden Namen: Transformer, Biowandler, Homogenisator, Bioprotect, Wirkträger, Bio-Chip u.a.
Ich habe zwischen 2003 und 2005 2 Firmen als wissenschaftlicher Berater angehört und war als Seminarleiter in der Ausbildung der Mitarbeiter in Sachen Elektrosmog verantwortlich. Ich habe meine Tätigkeit in diesen Firmen wegen unseriöser Äußerungen diverser Mitarbeiter und der Geschäftsführung eingestellt. Es wurde z. B. erklärt:” Mit dem Produkt X und Y sei eine Abschirmung physikalischer Felder möglich!” Diese Aussage ist wissenschaftlicher Unsinn!
Da mir in meiner über 30-jährigen Tätigkeit als Arzt und Elektrobiologe immer wieder ESP begegnet sind, die den Betroffenen geholfen haben, wollte ich mittels 2 Firmen versuchen, das Phänomen der Harmonisierung von Elektrosmog naturwissenschaftlich zu erforschen. Mir wurden Untersuchungen versprochen, die nach naturwissenschaftlichen Kriterien ausgeführt werden sollten. Ferner bestand ich darauf, dass die freien Mitarbeiter in Sachkunde über Elektrosmog ausgebildet werden.
Die Vertreiber von ESP geben sich den Anschein äußerster Seriosität. Die Mitarbeiter dieser Firmen müssen einen Ausbildungsgang über mehrere Bereiche (z.B. Wasser, Luft, Esmog) durchlaufen. Dabei wird den Teilnehmern eine Mischung aus Naturwissenschaft und Esoterik serviert. Die nahtlose Verquickung von Naturwissenschaft mit Esoterik führt dazu, dass sowohl die Firmenberater als auch die Kunden nicht mehr unterscheiden können, was Naturwissenschaft und was Esoterik ist. Ich habe wiederholt dagegen protestiert, aber leider erfolglos! Meine eigenen Kurse wurden immer weiter gekürzt, weil der Geschäftsleitung meine Kurse als Hemmung der Verkaufsförderung erschienen. Ein Beispiel: Ich habe es abgelehnt, Elektrosmog mit der Wünschelrute zu erfassen. Herr D. der „Erfinder“ diverser ESP verkündete in seinen Seminaren, man brauche nur eine Rute (Pendel) und könne damit alle technischen Größen der verschiedensten Felder erfassen. Ich habe darauf einen Doppel-Blindversuch in einem NF- und HF-Messlabor vorgeschlagen um die Fähigkeit des Herrn D. unter Beweis zu stellen. Die Geschäftsleitung und Herr D. haben sich dem Versuch aber nicht gestellt!!!
Der Vertrieb von ESP basiert oft auf einem Multi-Marketing-Level-System, das der Geschäftsführung große Gewinne mit wenig Arbeit beschert, dem Vertreter vor Ort aber viel Arbeit und wenig Gewinn. Aus meinem Verständnis handeln diese Firmen hart an der Grenze des Betrugs.
Es gibt Einzelfälle, in denen die Anwendung von ESP zu einer Verbesserung der Wohnsituation oder gar zu einer Verbesserungen der gesundheitlichen Situation der Bewohner geführt hat. Leider kenne ich aber mehr Fälle, die außer hohen Kosten für die Bewohner nichts gebracht haben. Auf der Frage nach der Wirkweise erkläre ich Betroffenen:
„Eine Schmerztablette bewirkt auch, dass sie sich besser fühlen, ändert aber nichts an ihrer Krankheit“!
Ich halte ESP nicht grundsätzlich für unwirksam, es handelt sich nach heutigen Erkenntnissen um Informationsübertragung auf quantenphysikalischer Ebene. Grundlagen dazu hat der russische Genetiker und Biologe Dr. Peter Gariaev schon 1985 geschaffen und in seiner Arbeit der “Phantomeffekt” beschrieben. ESP Vertreiber sind aber weit davon entfernt, diese Zusammenhänge auch nur im Ansatz verstanden zu verstehen. Das Hauptproblem derjenigen, die ESP (= Harmonisierungsprodukte) verkaufen, scheint zu sein, dass sie den Unterschied zwischen Energie und Information nicht verstanden haben! Man kann Energie und Kraftwirkung nicht mit Information löschen. An einem praktischen Beispiel möchte ich das erläutern. Dass man mit Mikrowellen kochen kann, ist jeder Hausfrau bekannt. Wenn man mittels ESP die Wirkung von Esmog aufhebe kann (neutralisieren) kann, muss man einen Mikrowellenherd mittels ESP wirkungslos machen können! Der Arbeitskreis Physikalische Umweltbelastungen hat dazu genügend Versuche gemacht. Ein Mikrowellenherd arbeitet mit und ohne ESP gleich gut!
Wer sich eine Verbesserung seiner Situation mit einem ESP verspricht und einen Versuch mit einem Harmonisierungsprodukt machen möchte, sollte sich eine schriftliche Rücknahme-Garantie des Verkäufers bei Unwirksamkeit geben lassen. Sonst hat der Betreffende meist viel Geld in den Sand gesetzt!
Alle Firmen mit sogenannten Harmonisierungsprodukten wollen nur ihr Bestes – ihr Geld!
Dr. Claus Scheingraber
Arbeitskreis Physikalische Umweltbelastungen